Leukämien (ALL, AML)

Autor:  Dr. med. Gesche Tallen, Zuletzt geändert: 21.07.2009 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e3271

Lokalisation und Symptomatik

Bei den akuten Leukämien (akute lymphatische und akute myeloische Leukämien) sind die ersten Krankheitszeichen meist uncharakteristisch und lassen sich durch eine Verminderung oder ein Fehlen der normalen Stammzellen, die für die Blutbildung verantwortlich sind, erklären.

  • Blässe und Schwindel
  • Abgeschlagenheit
  • Blutungsneigung (Petechien)
  • Infektzeichen (Fieber)

Hinzu kommen häufig

  • Hepato- und/oder Splenomegalie (möglicherweise als Bauchtumor auffallend)
  • Lymphknotenvergrößerung
  • Knochen- oder Gelenkschmerzen (bei etwa 20 % der Patienten, bei Kleinkindern gelegentlich eine Gehunfähigkeit) können zu Fehldiagnosen ("Verstauchung", "Arthritis") führen.

Als Zeichen der lokalen Manifestation kommen in Frage:

  • Hodenschwellung (nicht schmerzhaft, meist einseitig)
  • Hautinfiltrate und Gingivahyperplasie (zum Beispiel bei den monozytären Leukämien)
  • Kopfschmerzen oder Hirnnervenausfälle (als Hinweise auf die Beteiligung des zentralen Nervensystems)
  • Obere Einflussstauung und/oder Atemwegsobstruktion (gelegentlich als Zeichen eines großen Thymustumors bei der T-Zell-ALL). NB. Diese kritische Situation erzwingt eine rasche Diagnose und sofortige Therapieeinleitung!
  • Ileussymptomatik (durch intraperitoneale Lymphome bei der seltenen B-Zell-Leukämie)
  • Niereninsuffizienz (durch große retroperitoneale Tumoren und Niereninfiltrate)

Alle diese Symptome können zusammen oder auch nur als Einzelsymptome auftreten, bei sonst unauffälliger Klinik.

Schmerzen als unspezifisches Symptom finden sich sowohl bei "gutartigen" als auch bei bösartigen Erkrankungen. Schmerzen können auf Knochenprozesse schließen lassen, die sowohl entzündlicher Genese sein können - wie bei einer Osteomyelitis oder einem rheumatischen Fieber -, sie können aber auch Hinweis für eine Knocheninfiltration im Rahmen einer Leukämie oder eines Neuroblastoms sein. Schmerzen können auch auf einen Knochentumor hinweisen, insbesondere wenn sie lokalisiert sind und vielleicht auch mit einer Schwellung und Bewegungseinschränkung einhergehen.

Durch die Fehlinterpretation dieser Symptome und prinzipiell bei schwieriger und nicht sicher korrekter Zuordnung zu einem Krankheitsbild kann es durch die Behandlungsverzögerung zu einer Verschlechterung des aktuellen Zustands und der Prognose des Patienten kommen. Durch das Fortschreiten der Erkrankung kann es zu einem höheren Stadium kommen, das mit einem größeres Risiko einhergeht.

Diagnostik

Deshalb ist es wichtig, selbst bei unspezifischen Allgemeinsymptomen - wie beispielsweise den genannten Knochen- und Gelenkschmerzen - in der Differentialdiagnose auch an die akuten Leukämien zu denken. Beim Arzt für Kinder- und Jugendmedizin führen die genannten Symptome und das Blutbild mit

  • Leukopenie oder Leukozytose (und gegebenenfalls Blasten im Ausstrich)
  • Anämie (normochrom)
  • Thrombopenie

zur Verdachtsdiagnose Leukämie. Die Diagnose wird - wenn möglich - im Pädiatrisch-Onkologischen Zentrum durch die Knochenmark-Aspiration in Verbindung mit dem Blutausstrich gestellt. Nach der Definition muss der Anteil der Blasten an den kernhaltigen Zellen im Knochenmark zur Diagnose der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) größer als 25 % und der akuten myeloischen Leukämie (AML) größer als 20 % betragen. Zur Diagnose der ALL genügt im Einzelfall auch der Nachweis von Lymphoblasten im Blut.

Nachsorge

Nachsorgepläne für ALL und AML

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