Erhöhtes Zweittumor-Risiko bei erblichem Retinoblastom und nach Strahlentherapie

Autor:  Dipl.-Biol. Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 09.01.2012 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e97571

Patienten mit einem erblichen Retinoblastom (also Trägern des Retinoblastomgens) haben, genetisch bedingt, ein deutlich erhöhtes Risiko, zu einem späteren Zeitpunkt eine zweite bösartige Krebserkrankung zu entwickeln. Dies gilt in besonderem Maße dann, wenn sie im Rahmen der Behandlung eine externe, also perkutane Strahlentherapie erhalten haben [IMH1997] [WON1997] [ENG1993]. Hierbei ist vor allem das Strahlenfeld betroffen. Eine zweite Krebserkrankung, die nicht identisch ist mit der ersten, wird als "sekundäre maligne Neoplasie" (SMN) bezeichnet [KAA2002a] [KLE2002] [KLE2002a]. In der Regel tritt eine Zweitkrebserkrankung erst viele Jahre nach der Behandlung auf. Dabei steigt die Häufigkeit des Auftretens von Zweitmalignomen mit dem Lebensalter.

Rückblickende Untersuchungen in den USA haben beispielsweise gezeigt, dass 50 Jahre nach der Diagnosestellung insgesamt etwa 26 % der nicht bestrahlten Patienten und 58 % der bestrahlten Patienten mit erblichem Retinoblastom eine Zweitkrebserkrankung erleiden – das entspricht einer Zweittumor-Rate von etwa 1 % pro Jahr [WON1997]. Meist handelt es sich dabei um Tumoren der Knochen (Osteosarkome), der Weichteile (Weichteilsarkome) und um Melanome (schwarzer Hautkrebs).

Die Krebs erregende Wirkung der Bestrahlung steigt mit zunehmender Strahlendosis. Bei bestrahlten Patienten treten zwei Drittel der Zweittumoren im bestrahlten Gewebe, ein Drittel außerhalb des Bestrahlungsfeldes auf [WON1997]. Das Risiko hängt vermutlich vom Alter des Patienten zum Zeitpunkt der Bestrahlung ab: Es scheint bei Patienten über 12 Monaten geringer zu sein [MOL2001] [ABR1998].