Welche aktuellen Therapieoptimierungsstudien gibt es für hochmaligne Gliome und Ponsgliome?
Autor: Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 24.01.2022 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e123019
Inhaltsverzeichnis
Derzeit stehen in Deutschland (mit internationaler Beteiligung) verschiedene Therapiepläne für Patienten mit Ersterkrankung an einem hochmalignen Gliom, Ponsgliom oder einer Gliomatosis cerebri zur Verfügung. Welcher Therapieplan für den jeweiligen Patienten in Frage kommt, hängt von seinem Alter zum Zeitpunkt der Diagnose ab. Eine weitere klinische Studie gibt es seit Kurzem für Patienten mit Rückfall eines hochmalignen Glioms.
Die aktuellen Studien / Empfehlungen für Patienten mit einem hochmalignen Gliom, Ponsgliom oder einer Gliomatosis cerebri werden im Folgenden kurz vorgestellt.
HIT-HGG 2013: Therapieoptimierungsstudie für Patienten ab 3 Jahren
Seit Juli 2018 können Kinder und Jugendliche, die im Alter von 3 bis 17 Jahren erstmalig an einem hochgradigen Gliom (Grad IV-Tumoren, anaplastisches Astrozytom WHO-Grad III), Ponsgliom oder einer Gliomatosis cerebri erkranken, in die Studie HIT-HGG 2013 aufgenommen werden. (Der Name HIT-HGG ist eine Abkürzung von "hochgradige Gliome bei Patienten im Kindes- und Jugendalter".) Die klinische Phase III-Studie trägt den englischen Titel „International cooperative Phase III trial of the HIT-HGG study group for the treatment of high grade glioma, diffuse intrinsic pontine glioma, and gliomatosis cerebri in children and adolescents ˂18 years“.
Die HIT-HGG 2013 ist die Nachfolgestudie der langjährigen HIT-HGG 2007-Studie, die Ende 2016 für die Patientenaufnahme geschlossen wurde und derzeit ausgewertet wird. An der neuen Studie sind zahlreiche Kinderkliniken und Behandlungseinrichtungen in ganz Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz beteiligt. Man spricht daher auch von einer "kooperativen multizentrischen" Studie. Die deutsche Studienzentrale befindet sich an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Göttingen unter der Leitung von Prof. Dr. med. Christof Kramm.
Informationen zu Zielen und Behandlungsablauf der Studie HIT-HGG 2013 sowie auch der Vorläuferstudie HIT-HGG 2007 (Laufzeit 2009 bis 2016) erhalten Sie in den nachfolgenden Kapiteln.
Therapieempfehlungen gemäß geplantem Säuglingsprotokoll HIT-SKK
Kinder, die vor dem vollendeten dritten Lebensjahr erkranken, also zum Zeitpunkt der Diagnosestellung unter drei Jahre alt sind (das kommt nur selten vor), werden derzeit nach den Empfehlungen des geplanten Säuglingsprotokolls HIT-SKK (Therapie ohne Bestrahlung) behandelt. Ein eigenständiges Register wird derzeit beantragt (siehe unten). Auch innerhalb dieses Registers wird die Behandlung gemäß den Therapieempfehlungen des HIT-SKK-Protokolls erfolgen. Die Betreuung obliegt dann, wie bisher auch, der HIT-HGG-Studienleitung in Göttingen (Studienleiter: Prof. Dr. med. Christof Kramm).
Studie HIT-HGG-REZ-Immunovac
Seit Februar 2018 besteht für Patienten mit Rückfall eines hochmalignen Glioms die Möglichkeit, an der klinischen Studie HIT-HGG-REZ-Immunovac teilzunehmen. Im Rahmen der Studie wird geprüft, ob der Einsatz eines Impfstoffs nach erneuter Operation das Überleben der Patienten verbessern kann (Immuntherapie). Die Studie ist derzeit nur an einem Zentrum in Deutschland geöffnet (Universitätskinderklinik Würzburg) und steht unter der Leitung von Prof. Dr. med. Matthias Eyrich (Universitätsklinik Würzburg, Kontakt: eyrich_m@ukw.de). Seit Juli 2020 wird die Impfung mit einer zusätzlichen Gabe von so genannten Checkpoint-Inhibitoren kombiniert, um die Wirkung dieser Immuntherapie noch zu steigern. Weitere Informationen zur Therapie erhalten Sie im Kapitel „Krankheitsrückfall, Behandlung“.
Geplantes Register
Für das Jahr 2022 ist die Eröffnung eines Registers geplant, das neben der Erfassung von Kindern unter drei Jahren (siehe oben) für alle Patienten offenstehen soll, die nicht im Rahmen der Therapieoptimierungsstudie HIT-HGG 2013 behandelt werden. Dazu zählen unter anderem Kinder und Jugendliche, die an einem der selteneren Grad-III-Tumoren erkranken (etwa einem anaplastischen Oligodendrogliom, Oligoastrozytom, Gangliogliom oder Xanthastrozytom) und aufgrund ihrer verhältnismäßig günstigeren Prognose nicht in der neuen Studie berücksichtigt werden. Die Studienzentrale wird auch für all diese Patienten Therapieempfehlungen anbieten, die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Somit werden für Patienten aller Altersgruppen und Diagnosen Empfehlungen von Seiten der Studienzentrale zur Verfügung stehen.