Überblick: Untersuchungen in der Nachsorge

Zuletzt geändert: 13.11.2024 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e1744

Nach einer Krebserkrankung und deren Behandlung können Spätfolgen vor allem an den Organen ausgelöst werden, die in den Tabellen 1, 2 und 3 aufgelistet sind. Die notwendigen Basisuntersuchungen für die Entwicklung von Spätfolgen in den verschiedenen Bereichen Endokrinium, Zentralnervensystem, Gehöhr, Herz, Lunge, Niere sowie bezogen auf chronische Infektionen und Zweitmalignom sind in Tabelle 2 zusammengefasst und entsprechen in der Auswahl der Untersuchungsmaßnahmen dem, was den Wissensstand der öffentlichen Literatur entspricht
Alle Kinder, die mit der Diagnose einer Krebserkrankung in die Klinik aufgenommen werden, sollten entsprechend der beschriebenen Untersuchungsmethodik evaluiert werden. Dabei ist eine Basisuntersuchung und ein erweitertes Vorgehen definiert. Die Basisuntersuchungen werden allen Überlebenden angeboten. Bei einer entsprechenden Indikation, die von der individuellen Krankengeschichte abhängig ist, kann die Nachsorge mit den angegebenen erweiterten Methoden differenziert werden.
Ist die 5-jährige Nachbeobachtungszeit beendet, können weitere Kontrolluntersuchungen reduziert werden. Dies trifft jedoch nicht für das endokrine System jüngerer Kinder zu, das auf jeden Fall bis zur Pubertät untersucht werden sollte. Als wichtigster Langzeitverlaufparameter muß bei allen Geheilten auf die Kardiotoxizität und auf die Entwicklung eines Zweitmalignoms geachtet werden. Diese Bereiche sollten in Zusammenarbeit dann auch langfristig mit den niedergelassenen Kollegen untersucht werden. Studienspezisfische, krankheitsbezogene Nachsorgepläne finden Sie hier.

Tabelle 1: Markiert sind Bereiche mit mögliche Spätfolgen nach onkologischen Grunderkrankungen und Therapiekonzepten der GPOH. Sie werden mit + bekannt, (+) möglich und - eher unwahrscheinlich bewertet. Nach einer Bestrahlung im Gesicht-, Hals- und Thoraxbereich ist eine Schilddrüsenuntersuchung indiziert.
Bereich
Osteosarkom
EWING-
Sarkom
Weichteil-
sarkom
Neuro-
blastom
ZNS
-
-
-
-
Wachstum
-
-
(+)
(+)
Gehör
+
-
+
+
peripheres Nervensystem
-
-
-
-
Schilddrüse
-
-
(+)
-
Hoden
+
+
+
+
Ovar
(+)
(+)
(+)
(+)
Herz
+
+
+
+
Lungen
-
-
-
-
Nieren
+
+
+
+
chron.
Infektionen
(+)
(+)
(+)
(+)
Zweitmalignom
+
+
+
+
Lebensqualität
(+)
(+)
(+)
(+)
Tabelle 2
Bereich
Wilmstumor
Keimzelltumor
Hepatoblastom
Medullobalstom
ZNS
-
(+)
-
+
Wachstum
(+)
(+)
(+)
+
Gehör
-
+
(+)
+
periph. Nerven
-
-
-
(+)
Schilddrüse
-
-
-
(+)
Hoden
-
+
(+)
+
Ovar
(+)
+
(+)
(+)
Herz
+
+
+
(+)
Lungen
-
+
-
+
Nieren
+
+
+
(+)
chron. Infektionen
(+)
(+)
(+)
(+)
Zweitmalignom
(+)
(+)
(+)
+
Lebensqualität
(+)
(+)
(+)
+
Tabelle 3
Bereich
Non-B-ALL, T-NHL
B-ALL/ NHL/LCAL
AML
M.Hodgkin
ZNS
+
(+)
+
-
Wachstum
(+)
(+)
(+)
(+)
Gehör
-
-
-
-
periph. Nerven
-
-
-
-
Schilddrüse
(+)
(+)
(+)
+
Hoden
+
+
+
+
Ovar
(+)
(+)
(+)
(+)
Herz
+
+
+
+
Lungen
(+)
(+)
-
+
Nieren
(+)
(+)
-
(+)
chron. Infektionen
(+)
(+)
(+)
(+)
Zweitmalignom
+
+
+
+
Lebensqualität
(+)
(+)
(+)
(+)
Tabelle 2: Mit diesem Methodenspektrum können die in der Tabelle 1 aufgeführten Organe untersucht werden
Bereich
Methoden
  Basis
Methoden Erweiterung
Klinische Untersuchung mit Neurologie, Blutdruck, Gewicht, Körperhöhe
WHO-Score
ZNS
Neurol. Untersuchung, Schwerpunkt Feinmotorik, Koordination
Neuropsychologische Testverfahren, CT/NMR
periphere Nerven
Neurologische Untersuchung
Nervenleitgeschwindigkeit
Endokrines System
1) Schilddrüse
2) Hoden/Ovar
Perzentilkurve, Körpergewicht,-höhe, Sitzhöhe, Tanner-Stadien, Hodenvolumen
Cortisol, IGF1, IGF-BP3, Wachstumshormondiagnostik
TSH, fT4
Reifungsstörung/Fertilität
männl: FSH, LH, Prolaktin, Testosteron (Spermiogramm)
weibl: FSH, LH, Prolaktin, Östradiol, Zyklusnamnese
Gehöhr
Audiometrie
Tonschwellenaudiometrie, Otoakkustische Emissionen
Herz
Echokardiogramm, EKG
Langzeit-EKG, Belastungs-EKG, Radionuklidventrikulographie
Lungen
Thoraxaufnahme, Spirometrie
Ganzkörperplethysmographie, Atem-Blutgasanalyse
Niere
Urinstatus, Serumelektrolyte, Phosphor, Wachstumskurve, Kreatinin-(clearence), tubuläte Phosphatreabsoption
Glukose, aminiosäureausscheidung, Inulinc-Clearence, Albumin, alpha-2-Microglobulin, Sonographie
Chron. Infektionen
BSG, Bilirubin, Transaminasen
Hepatitis b, C, EBV, Immunsstatus
Zweitmalignom
Risiko beachten
Lebensqualität
PEDQoL

Quelle: AWMF-online-Leitlinie Pädiatrische Onkologie/Hämatologie: Erfassung von Spätfolgen