Kompetenznetz meldet bedeutende Fortschritte bei der Behandlung krebskranker Kinder und Jugendlicher
Pressemitteilung und ergänzende Informationen zur Pressekonferenz am 22.11.2002
Autor: Dr. med. Ralf Herold, Zuletzt geändert: 25.08.2003 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e3918
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Berlin
, 22.11.2002
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Derzeit werden 3 von 4 Kindern, die an Krebs erkranken, geheilt. Unser Ziel ist es aber, 4 von 4 Kindern wieder gesund werden zu lassen, erklärte Prof. Dr. Günter Henze, Sprecher des Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (KPOH), am Freitag, den 22. November 2002, im Rahmen einer Pressekonferenz in der Charité Berlin. In den letzten zwanzig Jahren konnten die Heilungsraten im Durchschnitt aller Krebserkrankungen bei Kindern demnach auf über 75 Prozent gesteigert werden. Dieser Erfolg ist der konsequenten Zusammenarbeit aller in diesem Bereich tätigen Experten zu verdanken. In Kürze eröffnen die Experten des Kompetenznetzes das Internet-Portal www.kinderkrebsinfo.de mit jeweils speziellen Informationen für betroffene Familien, Ärzte und Kliniken sowie Presse und Öffentlichkeit.
Nach Einschätzung der Kompetenznetz-Experten wird sich der künftige Fortschritt aber nicht allein durch die geförderten Labor-Forschungsarbeiten ergeben. Auch die Versorgung der Kinder und Jugendlichen ist noch auf die ergänzende Finanzierung mit Drittmitteln zusätzlich zur gesetzlich finanzierten Grundausstattung angewiesen. Dabei handelt es sich bei der Kinderkrebsheilkunde um Hochleistungsmedizin im kindgerechten Umfeld, quasi einem Drahtseilakt zwischen den Erfordernissen der Behandlung und denen der Patienten.
Kinder sind keineswegs kleine Erwachsene, begründet Prof. Henze die Notwendigkeit, neue Medikamente aus der Laborforschung auch für Kinder möglichst mit behördlicher Zulassung einsetzen zu wollen. Gerade im Bereich der Kinderkrebsheilkunde bestehen bereits die umfangreichsten und systematischsten Erfahrungen in der Anwendung von Medikamentenkombinationen und der Weiterentwicklung von Behandlungsverfahren. Dieser Erkenntnisstand der Medizin ist in so genannten Therapieprotokollen festgehalten und wird bei über 92% der betroffenen Kinder und Jugendlichen in Deutschland mit dem Erfolg angewandt, dass über 75% von ihrer Krebserkrankung geheilt werden und mit fast immer normaler Lebensqualität überleben.
Das KPOH hat in seiner bisherigen Arbeit wirksame Instrumente entwickelt, um diese Qualität der Behandlung von krebskranken Kindern zu steigern und weiterhin entscheidend zur weltweiten Spitzenstellung Deutschlands in diesem Bereich beizutragen. Dementsprechend wird jeder der 2.000 jährlich neu erkrankten Patienten nach dem Prinzip der Studienforschung versorgt. Das heißt: Der Verlauf der Behandlung des einen Patienten dient der erfolgreichen Behandlung des nächsten. Klinische Studien, so ist weit über den Kreis der Kompetenznetzexperten hinaus allgemein anerkannt, sichern die bestmögliche Versorgung im Bereich der Kinderkrebsheilkunde.
Das KPOH ist eine Initiative der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Nach der erfolgreich abgeschlossenen ersten Phase wurde das Projekt vor kurzem für eine zweite, bis 2004 andauernde Phase, weiter gefördert. Das Kompetenznetz ist in zehn bundesweite und unterschiedliche Einzelprojekte aufgeteilt.
Die einzelnen Projekte befassen sich mit
Bösartigen Zweiterkrankungen,
Lebensqualität und Spätfolgen,
Immun- und Gentherapie,
Minimaler Resterkrankung bei Leukämien und Lymphomen,
Molekularbiologischen Risikofaktoren embryonaler Tumoren,
Knochenmarkerkrankungen, die einer Leukämie vorausgehen können,
Molekularen Faktoren der Resistenz gegen Chemotherapie-Medikamente und
Telemedizinischen Anwendungssystemen.
Im Rahmen des größten Einzelprojekts unterstützen so genannte Forschungs- und Studienassistenten die mitarbeitenden Ärzte und Kliniken und
die Gruppe Studienunterstützung die Forschungszentralen bei den Therapieprotokollen.
Im Projekt Minimale Resterkrankung bei Leukämien und Lymphomen ist es mit Hilfe der Molekulargenetik und der Immunologie gelungen, eigentlich schon verschwundene Krebszellen als eine unter einer Million normaler Zellen zu identifizieren. Daraufhin kann bereits in einem sehr frühen Stadium die nicht ansprechende oder rückkehrende Krankheit erkannt und möglicherweise erfolgreicher behandelt werden, während ein Rückfall bisher immer noch eine deutliche Verschlechterung der Heilungsaussichten bedeutet.
Das Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie ist eines der vom BMBF geförderten Kompetenznetze in der Medizin, die beauftragt sind, die hohe Morbidität oder Mortalität verschiedener Krankheitskomplexe anzugehen. Siehe: www.kompetenznetze-medizin.de