Depressionen
Autor: Dr. med. Gesche Riabowol (nee Tallen), Redaktion: Maria Yiallouros, Freigabe: Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 29.03.2024 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e172486
Inhaltsverzeichnis
Depressionen kommen bei Kindern insgesamt selten vor; dabei spielt es keine Rolle, ob sie an einer lebensverkürzenden Erkrankung leiden oder nicht. Bei Jugendlichen treten Depressionen häufiger auf als bei Kindern, besonders im Zusammenhang mit chronischen Krankheiten. Jungen und Mädchen sind gleich häufig betroffen.
In der Palliativphase kann eine Depression sowohl Ursache als auch Verstärkung von Müdigkeit und Schmerzen sein (siehe Kapitel „Fatigue“ beziehungsweise „Schmerzen“). Für das Erkennen sowie die fachgerechte Behandlung einer Depression ist eine enge Zusammenarbeit mit einem Kinder- und Jugendpsychiater notwendig.
Folgende Faktoren können das Risiko einer Depression erhöhen:
- Depressionen bei weiteren Familienangehörigen
- Angst (siehe Kapitel „Angst“)
- Entwicklungsstörungen in der Vorgeschichte
- familiäre Probleme (zum Beispiel Verlust einer Bezugsperson, Trennung der Eltern, Suchtkrankheiten bei Angehörigen)
Ursachen von Depressionen
Neben den zuvor erwähnten Risikofaktoren können auch gleichzeitig bestehende gesundheitliche Probleme des Patienten die Entwicklung einer Depression begünstigen. Hierzu zählen beispielsweise:
- Hirntumoren
- Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Flüssigkeitsmangel, Mangel oder Überschuss an bestimmten Mineralien im Blut)
- Schmerzen
- bestimmte Medikamente (zum Beispiel Opioide, Antiepileptikum)
Zeichen einer Depression bei Kindern und Jugendlichen
Grundsätzlich zeigen depressive Kinder und Jugendliche dieselben Auffälligkeiten wie Erwachsene mit einer Depression, zum Beispiel:
- Traurigkeit, Unzufriedenheit; beinahe täglich und für die meiste Zeit des Tages
- Interessen- und Lustlosigkeit
- Gewichtszunahme oder -abnahme
- Schlafstörungen
- körperliche und seelische Unruhe, Rastlosigkeit, Konzentrationsstörungen
- Müdigkeit (Fatigue)
- starke Schuldgefühle
- negatives Eigenbild
- häufiges Nachdenken über Sterben und Tod
Die Zeichen einer Depression können je nach Alter des Patienten unterschiedlich sein.
Depressionen bei Jugendlichen
Bei depressiven Jugendlichen werden nicht selten Schlaf- und Essstörungen beobachtet. Auch Wahnvorstellungen sowie Selbstmordgedanken und -versuche kommen vor.
Depressionen bei (kleineren) Kindern
Im Vergleich zu Jugendlichen zeigen jüngere Kinder mit einer Depression öfter Zeichen der Angst (siehe Kapitel „Angst“) und auffälliges Verhalten wie Reizbarkeit oder Aggressivität, besonders auch beim Spielen. Sie klagen auch regelmäßig über körperliche Beschwerden, insbesondere Bauch- und Kopfschmerzen oder nässen wieder ein. Hingegen gehen Schlafstörungen und verändertes Essverhalten in dieser Altersgruppe eher selten mit einer Depression einher.
Wichtig zu wissen: In der Palliativversorgung ist es oft schwierig, die Beschwerden eines Kindes oder Jugendlichen eindeutig einer Depression zuzuordnen. Das liegt daran, dass viele ihrer Anzeichen gleichzeitig auch im Zusammenhang mit anderen Problemen des Patienten stehen können (beispielsweise Müdigkeit als Nebenwirkung einer Schmerztherapie). Wenn die Eltern länger anhaltende Anzeichen einer Depression beobachten, sollte ein Kinder- und Jugendpsychiater hinzugezogen werden.
Behandlung von Depressionen
Wenn der Kinder- und Jugendpsychiater eine Depression festgestellt hat, sollte diese behandelt werden. Dazu gibt es es sowohl psychotherapeutische als auch medikamentöse Möglichkeiten:
Psychotherapeutische Methoden
Beim Umgang mit Depressionen können bestimmte psychotherapeutische Verfahren, zum Beispiel die Spieltherapie, bestimmte Varianten der Verhaltenstherapie und auch gruppen- und familientherapeutische Maßnahmen hilfreich sein.
Behandlung mit Medikamenten
Es gibt verschiedene Medikamente, die mit unterschiedlichen Mechanismen stimmungsaufhellend wirken können. Hierzu gehören beispielsweise:
- Psychostimulanzien (wie Methylphenidat)
- trizyklische Antidepressiva
- Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
All diese Medikamente können starke unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen, zum Beispiel Schwindelgefühle, trockener Mund, Verstopfung, Schwierigkeiten beim Wasserlassen (Harnverhalt), Herzrhythmusstörungen und starkes Schwitzen. Aufgrund dieser Nebenwirkungen sollten das Für und Wider einer solchen Medikamentengabe sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.