Luftnot (Dyspnoe)
Autor: Dr. med. Gesche Riabowol (nee Tallen), Redaktion: Maria Yiallouros, Freigabe: Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 20.02.2024 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e172551
Inhaltsverzeichnis
Luftnot (auch Atemnot, Dyspnoe) kommt bei krebskranken Kindern und Jugendlichen am Lebensende häufig vor. Dieser Luftnot liegen selten Lungenkrankheiten (beispielsweise Infektionen oder eine Lungen-Embolie) zugrunde. Stattdessen begünstigen meist andere Beschwerden, wie Schwäche, Müdigkeit, Angst, Depression oder Appetitlosigkeit, das Entstehen von Luftnot. Dementsprechend sind auch die Behandlungsmöglichkeiten vielseitig.
Ursachen von Luftnot
Luftnot bei Kindern und Jugendlichen in der Palliativversorgung kann auf vielen verschiedenen Ursachen beruhen, die – abgesehen von der Luftnot selbst – zu weiteren Beschwerden führen können.
Zu den häufigen Ursachen der Luftnot und damit einhergehenden charakteristischen Beschwerden gehören insbesondere:
- Entzündungen/Infektionen (zum Beispiel Lungenentzündung, Bronchitis): Fieber, Schüttelfrost, schnelles Atmen (Tachypnoe), Husten, eitriger Auswurf
- Lungenembolie: plötzlich einsetzende schwere Luftnot, schnelles Atmen, Schmerzen beim Atmen, Husten, blutiger Auswurf
- Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb (Pleuraerguss): Luftnot, Hustenreiz
- Flüssigkeitsüberladung im Bauchraum (Aszites): Bauchschmerzen, Bauchumfangszunahme
- Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Perikarderguss): Schmerzen im Brustkorb (Schmerzlinderung durch Hinsetzen und Nach-vorne-Beugen), gestaute Halsvenen.
- Blutarmut (Anämie): Blässe, Kopfschmerzen, schneller Herzschlag (Tachykardie)
- Fatigue (siehe siehe Kapitel „Fatigue“)
- Angst (siehe siehe Kapitel „Angst“)
- Depression (siehe Kapitel „Depressionen“)
- Appetitmangel (siehe Kapitel „Ernährungsprobleme“)
Behandlung von Luftnot
Zur Behandlung von Luftnot kommen verschiedene nicht-medikamentöse und medikamentöse Maßnahmen in Frage. Die Art der Behandlung richtet sich nach der Ursache der Beschwerden.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen
Die folgenden Maßnahmen können helfen, Erleichterung bei bestehender Luftnot zu schaffen:
- Ruhe und Sicherheit ausstrahlen, in Gegenwart des Patienten keine Angst zeigen
- die Position herausfinden, in der das Kind am wenigsten Luftnot verspürt (beispielsweise das Kind aufsetzen / seinen Oberkörper hochlagern oder, zum Beispiel bei einer Lungenentzündung, auf die Seite der erkrankten Lunge legen
- Luftzirkulation verbessern (Fenster öffnen, Ventilator anstellen)
- Luftfeuchtigkeit erhöhen (Vorsicht bei der Benutzung von Inhalatoren und/oder Luftbefeuchtern bei Patienten mit Immunsuppression, denn diese Geräte können Keime verbreiten)
- Zimmertemperatur senken
- in der Umgebung des Patienten nicht rauchen
- Atem- und Entspannungsübungen sowie Krankengymnastik durchführen
Behandlung mit Medikamenten
Die Art der medikamentösen Behandlung von Luftnot richtet sich zum einen nach ihrer Ursache, zum anderen nach der individuellen Krankheitssituation des Patienten. Die Therapie kann beispielsweise die Gabe von Schmerzmedikamenten (siehe Kapitel „Schmerzen“), Stimmungssaufhellern (siehe Kapitel „Depressionen“) oder Angstlösern (siehe Kapitel „Angst“) beinhalten. Sie kann jedoch auch, zum Beispiel bei einer Anämie, die Gabe von Erythrozytenkonzentraten oder, bei einer Infektion, die Verabreichung von Antibiotika umfassen.
Hinweis „Lungenrasseln“
Bei vielen Kindern und Jugendlichen mit fortgeschrittener Krebserkrankung ist die Atmung in der Lebensendphase meist sehr laut und macht rasselnde Geräusche. Dieses sogenannte "Lungenrasseln" kann für die Familie sehr belastend sein. Deshalb ist es hilfreich, mehr darüber zu erfahren:
Lungenrasseln kommt dadurch zustande, dass Sterbende oft nicht mehr richtig schlucken können. In der Folge kann der Speichel nicht vollständig heruntergeschluckt werden. Stattdessen sammelt er sich im Rachen an und verursacht zusammen mit den Luftbewegungen beim Ein- und Ausatmen ein lautes Rasseln. Die betroffenen Patienten sind in dieser Phase meist ohne Bewusstsein und leiden nicht unter diesem Problem.
Erscheint ein Patient jedoch belastet oder leidet die Familie stark unter den Geräuschen, so können das regelmäßige Absaugen von Speichel, Lageänderungen und manchmal auch Medikamente, die die Speichelproduktion hemmen (sogenannte Anticholinergika), Linderung schaffen.
Gut zu wissen: Das sogenannte „Lungenrasseln“ kommt durch eine Ansammlung von Speichel zustande und muss nicht immer behandelt werden.