Unterschiedliche Situationen
Autor: Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Redaktion: Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 24.04.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e266142
Wenn die Krankheit wiederkommt, können verschiedene Ursachen dahinterstecken, die wiederum zu unterschiedlichen Behandlungssituationen führen.
Hier finden Sie mögliche Varianten:
Wenn die Behandlung der Ersterkrankung Ihres Kindes gerade abgeschlossen war und die Krankheit umgehend zurückkehrt, spricht man von einem frühen Rezidiv. Meist bedeutet dies, dass die Chemotherapie zunächst dazu geführt hatte, dass keine Krebszellen mehr nachweisbar waren; allerdings haben sich mit dem Absetzen der Therapie verbliebene Zellen sofort wieder vermehrt. Die ursprüngliche Behandlung war also nicht stark genug oder nicht dazu geeignet, alle Krebszellen zu vernichten.
Für Sie als Eltern bedeutet dies: Gerade erst hatten Sie nach der anstrengenden Zeit der Ersttherapie aufgeatmet und ab sofort erfordert das frühe Rezidiv Ihres Kindes Ihren Einsatz, ohne dass Sie ausreichend Regenerationszeit hatten. Sie müssen mit reduzierter Kraft in neue, meist verschärfte Anstrengungen starten.
Auch wenn die Behandlung Ihres Kindes erfolgreich abgeschlossen wurde, kann es vorkommen, dass die Krankheit nach einem längeren Zeitraum wieder zurückkommt – oft sogar erst nach mehreren Jahren: Dann spricht man von einem „späten Rezidiv“. Je nach Diagnose können in diesem Fall die Behandlungsaussichten günstiger sein als bei einem Rückfall direkt nach der Ersterkrankung.
Viele Tumore, die man als „bösartig“ bezeichnet, können grundsätzlich sogenannte Tochtergeschwulste oder Metastasen bilden. In diesen Fällen gelangen Tumorzellen von der ursprünglichen Stelle über das Blut an andere Orte im Körper und beginnen dort zu wachsen. So können etwa Zellen eines Knochentumors in die Lunge wandern und dort Tumore bilden.
In seltenen Fällen kommt es vor, dass die Krankheit Ihres Kindes wieder zurückkommt oder weiter fortschreitet, obwohl eine Behandlung (beispielsweise eine Chemotherapie) noch gar nicht abgeschlossen ist. Eine solche Situation wird dann nicht als „Rückfall“ bezeichnet, sondern als „Progress (Fortschreiten) unter Therapie“. Die Konsequenzen ähneln oft denen eines Rückfalls.
Wenn eine Therapie nicht zum Verschwinden der Krebszellen führt, sondern diese erneut wachsen, so muss man davon ausgehen, dass die bisherige Behandlung nicht ausreichend wirksam ist oder war. Die ÄrztInnen werden Sie informieren, welche Therapieoptionen es jetzt gibt und ob die Hoffnung auf Heilung realistisch ist.
In seltenen Fällen kommt es vor, dass die ÄrztInnen Ihres Kindes ein Wiederauftreten von Symptomen zunächst beobachten und nicht sofort mit einer Behandlung beginnen. Solche Situationen können für Sie und Ihre Familie oft schwer zu ertragen sein. Fragen Sie in diesem Fall genau nach, was die Gründe für dieses Vorgehen sind und woran die ÄrztInnen erkennen, wann wieder behandelt werden sollte.
Bereits im Diagnosegespräch der Ersterkrankung wurden Sie darauf hingewiesen, dass die Therapie Ihres Kindes (vor allem Chemo- oder Strahlentherapie) grundsätzlich Spätfolgen für den Körper hat und später im Leben eine weitere bösartige Erkrankung auslösen kann. Die Behandlungen, die gegen die Krebserkrankung wirksam sind, können leider auch krebserzeugend wirken.
In seltenen Fällen entsteht so eine neue und andere Krebserkrankung: Beispielsweise kann es vorkommen, dass durch eine Bestrahlung des Oberkörpers nach einem Lymphom später bei jungen Frauen Brustkrebs entsteht. Solche Zweiterkrankungen werden anders als die Ersterkrankung behandelt und treten meist nach einem längeren Abstand zur ersten Diagnose auf.