Wie sage ich das meinem Kind?

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Redaktion:  Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 17.04.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e266172

Wenn die Krankheit zurückgekommen ist, stehen die Eltern vor der schweren Aufgabe, dass ihr Kind über diese Nachricht informiert werden muss. Wie schon bei der Ersterkrankung müssen Eltern nicht alleine mit ihrem Kind zu sprechen: Je nach Alter des Kindes können solche Gespräche gemeinsam mit ÄrztInnen oder psychosozialen MitarbeiterInnen stattfinden. Nachdem Ihre Tochter/Ihr Sohn bereits eine Behandlung hinter sich hat, verbietet sich jeder Versuch, ihr/ihm diese Tatsache zu verheimlichen: Sie können den Rückfall nicht verbergen.

Im Gespräch mit Ihrem Kind ist es wichtig, den Erfolg der bisherigen Therapie herauszustellen und diese Zeit nicht als „Versagen“ der Therapie (oder des Kindes) darzustellen: Die Therapie hat ja geholfen, wenn auch (noch) nicht so gut wie erhofft. Wenn Sie Ihr Kind zu einer erneuten Therapie motivieren wollen, ist es wichtig, dass Sie auf diesem Erfolg aufbauen.

Um Ihrem Kind eine solche Haltung vermitteln zu können, ist es notwendig, dass Sie sich eine entsprechende Einstellung vorher selbst erarbeiten. Manche Eltern erleben einen Rückfall wie ein persönliches Versagen: Sie haben gemeinsam mit Ihrem Kind so hart gekämpft und haben dem Kind vermittelt, dass es die Behandlung ertragen muss, um gesund zu werden. Vermeintlich war der ganze Kampf erfolglos. Nein, erfolglos war der Kampf nicht: Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Ihr Kind Monate oder Jahre an Lebenszeit gewonnen, die seit der Diagnose der Ersterkrankung vergangen sind. Und es war durch die Anstrengungen der Therapie gelungen, die Krebszellen im Körper Ihres Kindes zumindest für eine Zeitlang zurückzudrängen, allerdings nicht vollständig.

Sie (und Ihr Kind) haben bei der Ersterkrankung gehofft, dass das Kind nun für immer von dieser schlimmen Krankheit geheilt ist. Sie wussten aber auch, dass es dafür keine Garantie geben kann. Und unabhängig davon, ob Sie seit dem Ende der Therapie schon mit einem Rückfall gerechnet hatten oder ob Sie gehofft hatten, dieses Ereignis verhindern zu können: Die Möglichkeit dazu war von Anfang an mit der Diagnose einer bösartigen Erkrankung gegeben.

Im Gespräch mit Ihrem Kind ist es wichtig, dass Sie ehrlich sind und vielleicht die folgenden Punkte berücksichtigen:

  • Die Tatsache, dass die Krankheit zurückgekommen ist, hat nichts damit zu tun, dass Ihre Tochter/Ihr Sohn nicht genug „gekämpft“ hat oder sonst etwas falsch gemacht hat.
  • Es kommt immer wieder vor, dass nicht alle Krebszellen durch die Therapie zerstört werden konnten. Warum das so ist, weiß niemand.
  • Mit einer erneuten Therapie, die meist stärker/anders ist als die Ersttherapie, soll versucht werden, die Krebszellen endgültig zu vernichten.
  • Leider kann niemand mit Sicherheit sagen, ob das gelingen wird: Die ÄrztInnen werden aber weiterhin alles tun, damit Ihr Kind gesund werden kann.
  • Es ist sehr traurig, dass die Krankheit zurückgekommen ist und völlig in Ordnung, wenn Ihr Kind zunächst verzweifelt, wütend oder resigniert ist. Wenn Sie Ihrem Kind dabei helfen, diese meist heftigen Gefühle auszuhalten und mit der Zeit zu beruhigen, wird es wahrscheinlich leichter dazu bereit sein, sich wieder auf eine Therapie einzulassen.
  • Wenn die ÄrztInnen Ihres Kindes Ihnen wenig Hoffnung auf den Erfolg einer Therapie machen können, versuchen Sie nicht, Ihre Tochter/Ihren Sohn dazu zu „überreden“. Überlegen Sie dann in der Familie gemeinsam, welche Wünsche das Kind hat und wie Sie es am besten unterstützen können.