Rehabilitation
Autor: Barbara Grießmeier, Jochen Künzel, Iris Lein-Köhler, Redaktion: Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 28.08.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e261116
Nach dem Ende der Behandlung Ihres Kindes beginnt die Rehabilitation. Dieser Begriff bedeutet „Wiederherstellung“ und beinhaltet alle Maßnahmen, mit denen die körperlichen, seelischen und sozialen Folgen einer Erkrankung, einer Behinderung oder einer Aktivitätseinschränkung gemildert oder deren Folgen beseitigt werden können. In einem umfassenden Sinn findet Rehabilitation also über einen längeren Zeitraum fortlaufend statt. In Deutschland und Österreich gibt es zusätzlich besondere stationäre Rehabilitationseinrichtungen für Familien mit einem krebskranken Kind und für Jugendliche/junge Erwachsene nach einer Krebserkrankung.
Dieses Angebot ist freiwillig. Die allermeisten Kinder, Eltern und Geschwister, sowie Jugendliche/junge Erwachsene profitieren jedoch sehr davon. Deshalb empfehlen die behandelnden Kliniken die stationäre Rehabilitation für alle betroffenen PatientInnen stark. Voraussetzung für die Reha ist, dass die Kinder/Jugendlichen in der Lage sind, täglich an mehreren Aktivitäten teilzunehmen; das heißt, dass die Rehafähigkeit gegeben sein muss.
Da durch die Belastungen der Erkrankung und deren Behandlung die ganze Familie in Mitleidenschaft gezogen wurde, gibt es in Deutschland für Kinder, die an einer bösartigen Erkrankung leiden oder litten, die besondere Form der „familienorientierten Rehabilitation“ (FOR). Das heißt, dass bei PatientInnen bis 15 Jahren auch deren Familien, in der Regel also Eltern und Geschwister an der Rehamaßnahme teilnehmen und mitbehandelt werden. Alle Begleitpersonen werden aktiv einbezogen und erhalten ebenso alle für ihre Stärkung und Gesundung notwendige Unterstützung. Für Jugendliche ab 15/16 Jahren und für junge Erwachsene gibt es eigene Reha-Formate: Jugendlichen-Reha und Reha für junge Erwachsene.
Grundsätzlich orientiert sich die Rehabilitation nicht nur an den Schwierigkeiten der einzelnen Familienmitglieder; vielmehr geht es darum:
- die körperliche und psychische Regeneration bei allen zu fördern
- die Familie wieder näher zusammenzuführen
- den Eltern „Paarzeit“ zu ermöglichen
- die Rückkehr in den Alltag zu unterstützen
- den Kindern wieder Kontakt zu anderen zu ermöglichen
- Gruppenfähigkeit zu stärken
- Austausch zu fördern
- den Prozess der Krankheitsverarbeitung zu unterstützen.
Besonderer Wert wird dabei auch auf freizeitpädagogische Angebote gelegt, in denen Spaß und Freude im Vordergrund stehen. Dadurch ermöglicht eine Reha, dass sich die Familie/die Jugendlichen wieder auf ihre Stärken besinnen und neue, angenehme Erfahrungen machen können.
Alle Rehamaßnahmen dauern 4 Wochen und werden in festen Gruppen durchgeführt. Dies bedeutet, dass alle PatientInnen (und bei FOR ihre Familien) eines „Reha-Durchgangs“ zur selben Zeit anreisen und ohne Unterbrechung nach 4 Wochen gemeinsam wieder abreisen. Die Rehabilitation wird von den gesetzlichen Krankenkassen oder von den Rentenversicherungsträgern finanziert.
Die MitarbeiterInnen der Psychosozialen Dienste oder der psychosozialen Nachsorge beraten Sie über die entsprechenden Möglichkeiten und unterstützen bei der Antragsstellung. Die Rehakliniken in Deutschland haben Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede, die sich neben der geographischen Lage und Ausstattung auch auf inhaltliche Angebote und Schwerpunktsetzungen beziehen.
Jede Familie sollte sich über ihre Erwartungen an eine Rehamaßnahme klarwerden, sich über die unterschiedlichen Kliniken informieren und die geeignete Klinik auswählen.
Es gibt weder in Deutschland noch in anderen europäischen Ländern Konzepte oder Möglichkeiten von ambulanten Rehamaßnahme für an Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche. Die Erfahrung hat gezeigt, dass im Rahmen einer vierwöchigen stationären Reha insbesondere der Abstand vom gewohnten häuslichen Umfeld eine große Rolle spielt und für die Regeneration aller Familienmitglieder wichtig ist.