Diagnose: Wie wird ein infantiles Hämangiom festgestellt?
Autor: Prof. Dr. med. Jochen Rößler, Dr. med. Tobias Däbritz, Zuletzt geändert: 11.11.2024 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e278267
Die Diagnostik dient in erster Linie der Klärung von zwei Hauptfragen:
- Handelt es sich um ein infantiles Hämangiom, einen anderen Gefäßtumor oder eine Gefäßfehlbildung (siehe "Ursachen")?
- Falls ein infantiles Hämangiom vorliegt: In welchem Stadium befindet es sich (siehe "Arten von infantilen Hämangiomen")?
Die persönliche Krankengeschichte (Anamnese) bietet wichtige Informationen. Bei der Unterscheidung zwischen einem infantilen Hämangiom, anderen Gefäßtumoren und einer Gefäßfehlbildung können die Antworten auf folgende drei Fragen hilfreich sein:
- War die hämangiomartige Veränderung bereits bei der Geburt vorhanden? Wenn ja, handelt es sich am ehesten um eine Gefäßfehlbildung, wenn sie erst später aufgetreten ist, dann eher um ein infantiles Hämangiom.
- Ist die Veränderung mit der Zeit größer geworden? Wenn ja, handelt es sich am ehesten um ein infantiles Hämangiom, wenn nein, eher um eine Gefäßfehlbildung oder ein kongenitales Hämangiom.
- Ist die Veränderung mit der Zeit kleiner geworden? Wenn ja, handelt es sich am ehesten um ein infantiles Hämangiom, wenn nein, eher um eine Gefäßfehlbildung
Neben dem Erscheinungsbild, dem Tastbefund und gegebenenfalls dem Abhören (mit dem Stethoskop) des infantilen Hämangioms sollte ein allgemeiner kinderärztlicher Untersuchungsstatus erfolgen. Schwierig kann manchmal die Beurteilung von Vorläufer-Läsionen in der Neugeborenenperiode sein, da häufig erst im Verlauf mit zunehmendem Wachstum die Abgrenzung zu kongenitalen Hämangiomen oder auch Gefäßfehlbindungen gelingt.
In diesen Situationen sollten kurzfristige Vorstellungen beim Kinderarzt im Abstand von einer Woche pro Lebensmonat des Kindes erfolgen. Eine Fotodokumentation und die Bestimmung der Größenausdehnung sollten immer durchgeführt werden. Die Notwendigkeit zu einer weiterführenden Diagnostik ist abhängig von der Körperstelle (Lokalisation), der Anzahl und der Größenausdehnung der infantilen Hämangiome und gegebenenfalls weiterer Auffälligkeiten.
So sollte ein infantiles Hämangiom im Kinn- und vorderen Halsbereich mit begleitendem Atemgeräusch (Stridor) an das Vorliegen eines infantilen Hämangioms im Bereich der Luftröhre oder des Kehlkopfs denken lassen. Einen besonderen Stellenwert in der Diagnostik nimmt der Ultraschall (Sonografie) ein, mit welcher sich tiefe infantile Hämangiome gut von anderen Raumforderungen abgrenzen lassen. Charakteristisch lässt sich dabei eine gesteigerte Durchblutung darstellen.
Bei einer Hämangiomatose sollte eine Sonografie des Schädels und des Bauches zum Ausschluss von Hämangiomen der Leber oder Milz erfolgen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) ist genauso wie eine feingewebliche (histologische) Untersuchung bei einer klaren klinischen Diagnose nicht erforderlich. Nur bei Unklarheiten erfolgt eine weiterführende Diagnostik mit MRT und in Abhängigkeit davon eine Gewebeentnahme (Biopsie), um eine genaue Diagnose zu stellen und andere Tumorarten oder Fehlbildungen auszuschließen.