Gewebeentnahme (Biopsie)

Autor:  Maria Yiallouros, Dr. med. habil. Gesche Tallen, Zuletzt geändert: 24.02.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e85966

Um eine Therapie planen zu können, müssen die Art des Tumors und der Grad seiner Bösartigkeit bekannt sein. Aus diesem Grund muss in jedem Fall eine Gewebeprobe entnommen werden (Biopsie). Da dieser Eingriff bereits Teil der Gesamttherapiestrategie ist, sollte er in einem spezialisierten Zentrum erfolgen. Denn die Untersuchung der Proben erfordert häufig eine Vielzahl spezieller Techniken, die nur von einem auf diesem Gebiet erfahrenen Pathologen durchgeführt werden sollten.

Die Gewebeentnahme kann – je nach Lage des Tumors – durch eine offene Operation, zum Beispiel während der Tumorentfernung, oder durch eine stereotaktische Biopsie erfolgen. Letzteres spielt zum Beispiel bei tiefer liegenden Hirntumoren eine Rolle, die einer Operation nicht oder nur schwer zugänglich sind.

Die Diagnosesicherung erfolgt durch die spezielle Aufbereitung und Untersuchung des gewonnenen Tumormaterials. Mit Hilfe feingeweblicher (histologischer), immunhistochemischer und molekulargenetischer Untersuchungsverfahren ist es möglich, die genaue Art des Tumors und den Grad seiner Bösartigkeit (Malignität) zu bestimmen. Dabei ist vor allem die Unterscheidung zwischen niedrigmalignen Gliomen (Grad I oder II) und schnell wachsenden, hochmalignen Gliomen (Grad III- oder IV-Gliome) bedeutsam, da diese sich in ihrem Krankheitsverlauf und ihrer Therapierbarkeit voneinander unterscheiden und daher unterschiedlich behandelt werden müssen.

Ausnahmesituation in Einzelfällen

Nur in Einzelfällen kann von einer Biopsie abgesehen werden, zum Beispiel bei Patienten (mit und ohne Neurofibromatose NF I), deren Tumor eindeutig dem Hypothalamus im Zwischenhirn oder der Sehbahn zugeordnet werden kann und bei denen gleichzeitig eine Gewebeentnahme zu risikoreich wäre. Da man bei solchen Konstellationen weiß, dass es sich in aller Regel um pilozytische Astrozytome WHO-Grad I handelt, kann im interdiziplinären Team eines kinderonkologischen Behandlungszentrens in solchen Fällen die Entscheidung getroffen werden, dass sich die Diagnose ausschließlich auf charakteristische Befunde der bildgebenden Verfahren stützen soll.