Therapieoptimierungsstudien und Therapieziele/-erfolge

Autor:  Dr. med. Astrid Gnekow, Redaktion:  Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 11.02.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e37741

In den großen Behandlungszentren werden Kinder und Jugendliche mit niedriggradig malignem Gliom nach standardisierten Therapieplänen (Protokollen) behandelt. Diese bieten für alle Patienten – unter Berücksichtigung ihres Alters zum Zeitpunkt der Diagnosestellung und in Abhängigkeit von dem Vorliegen von Grunderkrankungen wie der Neurofibromatose – ein einheitliches Behandlungskonzept für die nicht-chirurgische Therapie (Chemotherapie oder Strahlentherapie) an. Das Ziel der Therapie ist, das Wachstum des Tumors zum Stillstand zu bringen und darüber hinaus langfristige Beeinträchtigungen des Patienten zu verringern (zum Beispiel Minderung der Sehfähigkeit bei Sehbahntumoren). Aus diesem Grund erfolgt die Behandlung in aller Regel im Rahmen von Therapieoptimierungsstudien.

Die Behandlung dieser Tumoren erfordert letztendlich viel Erfahrung und, hinsichtlich der Vielfalt der Tumoren und ihrer jeweiligen Lage im Zentralnervensystem, ein differenziertes und altersangepasstes Vorgehen. Trotz großer Anstrengung konnte bis vor etwa fünfundzwanzig Jahren ein optimales Management nicht für alle Untergruppen der niedriggradigen Gliome erarbeitet werden. Daher wurden im Auftrag der deutschen und der internationalen Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH und SIOP) und in Zusammenarbeit mit Kollegen aus zahlreichen europäischen Ländern seit den 90er Jahren entsprechende Behandlungspläne entwickelt. Sie sollten und sollen eine hohe Behandlungsqualität mit standardisierter Diagnostik und Nachsorge für alle Kinder gewährleisten.

Erste Studie: SIOP/HIT-HGG 1996

Die Therapiestudie SIOP/HIT-LGG 1996 war die erste europäische Studie, die Kindern mit niedrigmalignen Gliomen eine standardisierte Behandlung bot. Sechs Länder (Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Österreich, Schweiz) waren daran beteiligt. Der Schwerpunkt lag darauf, für die unter fünfjährigen Kinder den Wert einer Chemotherapie mit den Substanzen Carboplatin und Vincristin zu prüfen. Daneben aber ging es in erster Linie darum, in den nationalen Arbeitsgruppen organisatorische Rahmenbedingungen für die Behandlung der Kinder mit niedrigmalignen Tumoren zu schaffen, wie sie für die anderen onkologischen Erkrankungen im Kindesalter seit langem bestehen. Nicht überall wurden diese Patienten gemeinsam mit Kinderonkologen betreut, und therapeutische Entscheidungen wurden oft ohne verbindliche Indikation gefällt.

Nachfolgestudie SIOP-LGG 2004

In der europäischen Nachfolgestudie SIOP-LGG 2004, die vom 01.04.2004 bis 15.04.2012 Patienten aus zwölf Staaten aufgenommen hat, wurden die verschiedenen Herangehensweisen an die Tumoren in ein kompaktes System für Diagnose und Therapie zusammengefasst. Dabei wurden zwischen den nationalen Arbeitsgruppen grundlegende Definitionen und Vorgehensweisen vereinheitlicht.

So wurde beispielsweise festgelegt, welche Tumorarten überhaupt in dieser Studie behandelt werden sollen, welche Untersuchungen für die Diagnosestellung und für die Betreuung im Verlauf erforderlich sind, wann welche nicht-chirurgische Behandlung eingeleitet werden sollte und welche Kriterien für die Einstufung von Therapieerfolg oder Therapieversagen zu berücksichtigen sind. Parallel haben die Strahlentherapeuten der nationalen Arbeitsgruppen diese Definitionen akzeptiert und entsprechende gemeinsame Strahlentherapieempfehlungen erarbeitet.