Nachrichten 2017
Zuletzt geändert: 12.02.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e202448
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Pressekonferenz: Jungen krebskranken Menschen die Chance auf eigene Kinder erhalten
Berlin, den 30.11.2017 Krebskranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben in Deutschland heutzutage Heilungschancen von etwa 80 Prozent. Die Krebstherapie kann jedoch zu Spätfolgen wie Unfruchtbarkeit führen. Vor Beginn einer möglicherweise fruchtbarkeitsschädigenden Behandlung können entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Dazu gehören die Entnahme von Keimzellen (Eizellen und Spermien) und deren Lagerung. Die Kosten hierfür werden von den Gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen, so dass Patienten zum Teil aus finanziellen Gründen darauf verzichten müssen. Auch an Aufklärung über mögliche Spätfolgen mangelt es noch.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. (DGHO) und der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs in Berlin wurde diese Problematik thematisiert. "Im Erstgespräch bei Krebserkrankung kann das Thema Elternschaft den Wunsch nach Heilung weiter stärken. Die Patienten und ihre Eltern fühlen sich ernst genommen und können daraus Hoffnung für die Zukunft schöpfen“ so eröffnete die Kinderonkologin Anja Borgmann-Staudt, Professorin an der Charité, als Mandatsträgerin der GPOH ihren Vortrag. Die Pressekonferenz erfolgte anlässlich der aktuellen Veröffentlichung des Bandes 11 der Gesundheitspolitischen Schriftenreihe der DGHO: "Vom Krebs geheilt, aber nicht gesund - Keine Hoffnung auf eigene Kinder". An diesem Band sind die Autoren A. Borgmann-Staudt und M. Freund (Kuratorium Deutsche Stiftung für Junge Erwachsene mit Krebs) maßgeblich beteiligt.
Auf der Pressekonferenz der DGHO am 30.11.2017 in Berlin: Prof. Dr. A. Borgmann-Staudt (Fachärztin Charité Universitätsmedizin Berlin), Prof. Dr. M. Freund (Kuratorium Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs) und Britta Elm (Moderatorin) ( v.l.n.r.). Foto: Frauke Frodl
Kind-Philipp-Preis 2016 für Thomas Lehrnbecher
Berlin, den 19.05.2017 Der Frankfurter Kinderonkologe Prof. Dr. Thomas Lehrnbecher ist auf der 89. Wissenschaftlichen Halbjahrestagung der GPOH ausgezeichnet worden. Er erhält den Kind-Philipp-Preis 2016 für seine Arbeit: Lack of Effectiveness of Neutropenic Diet and Social Restrictions as Anti-Infective Measures in Children With Acute Myeloid Leukemia: An Analysis of the AML-BFM 2004 Trial.
Die Preisarbeit beschäftigt sich mit dem Thema, inwieweit restriktive Verhaltensmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen mit akuter myeloischer Leukämie Infektionen vorbeugen oder nicht. Dazu untersuchte die Forschungsgruppe um Lehrnbecher Daten von 337 Patienten in 37 Krankenhäusern über infektiöse Komplikationen aus der AML-BFM-2004-Studie. Diese Daten wurden in Verbindung gesetzt mit bestimmten Verhaltenseinschränkungen wie ein reduzierter Umgang mit Haustieren, verminderten Sozialkontakten oder einer Ernährungsrestriktion. Das Ergebnis war, dass diese Verhaltenseinschränkungen keine Wirkung hinsichtlich eines Infektionsschutzes zeigten.
Preisverleihung auf der GPOH-Tagung: C. Kratz (Laudatio/ Hannover), A. Eggert (GPOH-Vorsitzende), T. Lehrnbecher (Preisträger), Ehepaar Reiners (Stifter), G. Henze (Berlin), M. Macher (Stifterverband) v.l.n.r.
Preisarbeit Kind-Philipp-Preis 2016
- Tramsen L, Salzmann-Manrique E, Bochennek K, Klingebiel T, Reinhardt D, Creutzig U, Sung L, Lehrnbecher T: Lack of Effectiveness of Neutropenic Diet and Social Restrictions as Anti-Infective Measures in Children With Acute Myeloid Leukemia: An Analysis of the AML-BFM 2004 Trial. Journal of clinical oncology : official journal of the American Society of Clinical Oncology 2016, 34: 2776 [PMID: 27269945]
Dr. Hildegard Dinter-Lutz Forschungspreis 2016 für Florian Selt und Martin Mynarek
Berlin, den 19.05.2017 Auf der 89. Wissenschaftlichen Halbjahrestagung der GPOH sind zwei Wissenschaftler mit dem Dr. Hildegard Dinter-Lutz-Preis für pädiatrische Hirntumorforschung geehrt worden. Der Preis ist im Jahr 2016 geteilt worden.
Preisverleihung in Berlin. M. Frühwald (Augsburg), A. Eggert (GPOH-Vorsitzende), M. Mynarek (Preisträger), F. Selt (Preisträger), U. Kontny (Laudatio/ Aachen) v.l.n.r.
Dr. med. Florian Selt (Heidelberg) ist einer der Preisträger. Er ist am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) tätig und ebenfalls Mitarbeiter am Universitätsklinikum Heidelberg und Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg (KiTZ). Der Titel seiner Preisarbeit lautet: Establishment and application of a novel patient-derived KIAA1549:BRAF-driven pediatric pilocytic astrocytoma model for preclinical drug testing. Selt beschäftigt sich mit der Entwicklung vorklinischer Modelle beim pilozytischen Astrozytom, der häufigsten Hirnumorart bei Kindern und Jugendlichen. Aufgrund eines Wachstumsstopps der PA-Zellen war es Wissenschaftlern bislang nicht möglich, aus menschlichen Gewebeproben stabile Zellkulturen für Forschungszwecke zu gewinnen. Mit einer gezielten molekularen Veränderung der Zellen gelang es nun, diesen Stopp zu umgehen und eine stabile Zellkultur für das PA zu entwickeln. Damit steht der Krebsmedizin erstmals ein Modell zur systematischen Testung möglicher neuer Wirkstoffe gegen diese Tumorart zur Verfügung.
Preisarbeit F. Selt (Volltext)
- Selt F, Hohloch J, Hielscher T, Sahm F, Capper D, Korshunov A, Usta D, Brabetz S, Ridinger J, Ecker J, Oehme I, Gronych J, Marquardt V, Pauck D, Bächli H, Stiles CD, von Deimling A, Remke M, Schuhmann MU, Pfister SM, Brummer T, Jones DT, Witt O, Milde T: Establishment and application of a novel patient-derived KIAA1549:BRAF-driven pediatric pilocytic astrocytoma model for preclinical drug testing. Oncotarget 2017 Feb 14; 8: 11460 [PMID: 28002790]
Dr. med. Martin Mynarek (Hamburg) ist ebenfalls Preisträger des Dinter-Preises. Er wurde für diese Arbeit ausgezeichnet: Evaluation of age-dependent treatment strategies for children and young adults with pineoblastoma: analysis of pooled European Society for Paediatric Oncology (SIOP-E) and US Head Start data. In der Preisarbeit geht es um altersabhängige Behandlungsstrategien bei Kindern und Jugendlichen mit einem Pineoblastom, einem sehr seltenen Tumor im Zentralen Nervensystem. Die Arbeit fasst die Behandlungserfahrungen von Kindern mit Pineoblastom aus 11 internationalen Studiengruppen aus Deutschland und den USA zusammen. Hierbei zeigten die Autoren erstmals an einer ausreichend großen Fallserie, dass insbesondere das Alter bei Diagnose und die Anwendung einer Strahlentherapie die Prognose der Patienten entscheidend beeinflussen.
Preisarbeit M. Mynarek
- Mynarek M, Pizer B, Dufour C, van Vuurden D, Garami M, Massimino M, Fangusaro J, Davidson T, Gil-da-Costa MJ, Sterba J, Benesch M, Gerber N, Juhnke BO, Kwiecien R, Pietsch T, Kool M, Clifford S, Ellison DW, Giangaspero F, Wesseling P, Gilles F, Gottardo N, Finlay JL, Rutkowski S, von Hoff K: Evaluation of age-dependent treatment strategies for children and young adults with pineoblastoma: analysis of pooled European Society for Paediatric Oncology (SIOP-E) and US Head Start data. Neuro-oncology 2017 Apr 1; 19: 576 [PMID: 28011926]
Gerhard Gaedicke †
Berlin, den 05.04.2017 Kurz vor seinem 73. Geburtstag ist Prof. Dr. med. Gerhard Gaedicke verstorben. 1992 erhielt Gaedicke den Ruf an die Humboldt Universität zu Berlin auf den Lehrstuhl der Pädiatrie und war von 1996 bis Ende 2011 Klinikleiter des Otto-Heubner-Centrums für Kinder- und Jugendmedizin am jetzigen Campus Virchow-Klinikum der Charité. Die Themen Forschung und Lehre waren ihm sehr wichtig. Er engagierte sich für Forschungseinrichtungen wie zur "Molekularen Pädiatrie" oder für die Durchsetzung des Reformstudiengangs mit innovativen Lernformaten. Bei dem Grundlagenwerk "Pädiatrische Hämatologie und Onkologie" (Gadner/Gaedicke/Niemeyer/Ritter, Springer, 2006), war er Mitherausgeber. Nach seiner Emeritierung in Berlin nahm er das Angebot der Universitätsklinik Innsbruck an, die dortige Kinderklinik zu leiten und neu zu strukturieren. Nach seiner Verabschiedung am 17. März 2017 verblieben ihm nur drei Wochen im Ruhestand.
Ivo Leuschner †
Kiel, den 29.01.2017 Im Alter von 57 Jahren ist Prof. Dr. med. Ivo Leuschner, Leiter der Kinderpathologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, plötzlich und unerwartet verstorben. Professor Leuschner hatte in Kiel seit 2007 die Leitungsposition der Kinderpathologie inne. Er war zugleich Referenzpathologe der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) und Leiter des Deutschen Kindertumorregisters, das deutschlandweit zentral histopathologische Untersuchungen bei Kindern mit soliden Krebserkrankungen durchführt. Zur Traueranzeige der GPOH