Spätfolgen für die Fortpflanzungsorgane
Dieser Text bietet Informationen zu Spätfolgen an Organen, die für die Fortpflanzung und somit die Fruchtbarkeit wichtig sind. Behandelt werden, geschlechtsspezifisch, unter anderem Ursachen von Fruchtbarkeitsstörungen nach Krebstherapie im Kindes- und Jugendalter sowie Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung.
Autor: Dr. med. Gesche Riabowol (geb. Tallen), Maria Yiallouros, Redaktion: Maria Yiallouros, Freigabe: Prof. Dr. med. Anja Borgmann-Staudt, Prof. Dr. med. Thorsten Langer, Zuletzt geändert: 05.08.2025 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e149783
Inhaltsverzeichnis
Störungen der Fruchtbarkeit (Fertilität) treten bei etwa einem Drittel der Überlebenden einer Krebsbehandlung auf. Ist im Rahmen der Behandlung eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender Stammzelltransplantation erforderlich, sind über zwei Drittel der ehemaligen Patienten von Fertilitätsstörungen betroffen. Das Ausmaß der Langzeitfolgen für die Fortpflanzungsorgane hängt von der Erkrankung, der Art und Intensität der Therapie und dem Alter des Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose/Therapie ab.
Einleitung
Eine Krebsbehandlung im Kindes- oder Jugendalter kann auf unterschiedliche Weise die Funktion der Geschlechtsorgane schädigen und dadurch die Fruchtbarkeit der Betroffenen beeinträchtigen.
Zwar mag das Thema Kinderwunsch zu Beginn der Therapie bei vielen Patienten nicht im Vordergrund stehen; nach der Krebsbehandlung jedoch kann es für die nun erwachsen werdenden ehemaligen Patientinnen und Patienten in Hinblick auf ihre Lebensqualität sehr wichtig werden. Darüber hinaus sind Hormonstörungen möglich, die, unter anderem, eine vorzeitige Menopause mit ihren vielfältigen Folgen beispielsweise für die Knochen und das Herz-Kreislauf-System hervorrufen können.
Im Folgenden erhalten Sie einen allgemeinen Überblick über Fortpflanzungsorgane und Fruchtbarkeit, mögliche Ursachen und Risikofaktoren für Spätfolgen sowie betroffene Krankheitsbilder. Weiterführende Informationen zu Aufbau und Funktion der weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane finden Sie in den entsprechenden Unterkapiteln ("Situation bei Mädchen / Frauen" beziehungsweise "Situation bei Jungen / Männern"). Dort erhalten Sie auch ausführlichere, geschlechtsspezifische Informationen zu Spätfolgen für die Fruchtbarkeit sowie zu Möglichkeiten ihrer Vorbeugung und Behandlung.
Wichtig vorab: Wenn die Fruchtbarkeit erhalten bleibt und ein Kinderwunsch besteht, ist bei den Überlebenden einer Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter nicht damit zu rechnen, dass die Behandlung später zu Fehlbildungen, Herz- oder Krebserkrankungen bei den eigenen Kindern führt.
Überblick Fortpflanzungsorgane – Fruchtbarkeit
Die Aufgabe der Fortpflanzungsorgane (Geschlechtsorgane) von Frau und Mann besteht darin, Nachkommen zu zeugen. Die meisten Funktionen der Fortpflanzungsorgane werden von Botenstoffen (Hormonen) gesteuert, die als Geschlechts- oder Sexualhormone bezeichnet werden. Ein Teil der Geschlechtshormone wird in den Keimdrüsen selbst, also in den Eierstöcken der Frau beziehungsweise den Hoden des Mannes gebildet. Die Aktivität dieser Hormone wird wiederum durch andere Geschlechtshormone kontrolliert, die von Drüsen im Gehirn (Hypothalamus und Hypophyse) in den Blutkreislauf abgegeben werden.
Damit eine Schwangerschaft eintritt und erfolgreich zu Ende geht, muss in der ersten Hälfte des weiblichen Zyklus (Menstruationszyklus) eine Eizelle im Eierstock heranreifen. Anschließend muss ein Eisprung stattfinden, damit die befruchtungsfähige Eizelle in den Eileiter gelangt. Eine Befruchtung kann nur stattfinden, wenn Samenzellen (Spermien) des Mannes nach dem Geschlechtsverkehr von der Scheide aus durch die Gebärmutter bis in die Eileiter gelangen und dort zur rechten Zeit auf die Eizelle treffen (Spermien überleben im Körper der Frau zwei bis drei Tage, unbefruchtete Eizellen haben jedoch nur eine Lebensdauer von maximal 24 Stunden!). Schließlich muss die befruchtete Eizelle durch den Eileiter in die Gebärmutter wandern und sich in der Gebärmutterschleimhaut einnisten.
Wenn die Abfolge dieser Ereignisse an irgendeiner Stelle beeinträchtigt ist, besteht ein erhöhtes Risiko für Fruchtbarkeitsstörungen sowie für Probleme während einer Schwangerschaft oder bei der Entbindung. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schwangerschaft eintritt, liegt bei gesunden, jungen Paaren bei etwa 20 % pro Menstruationszyklus. Das bedeutet, dass ein Paar etwa ein halbes Jahr benötigt, bis es zu einer Schwangerschaft kommt.
Gut zu wissen: Unter dem Begriff "Fruchtbarkeit" (Fertilität) versteht man die Fähigkeit von Frau und Mann, eine Schwangerschaft auszulösen. Unter dem Begriff Unfruchtbarkeit (Infertilität) versteht man das Ausbleiben einer Schwangerschaft nach mindestens zwei Jahren unverhütetem Geschlechtsverkehr.
Mögliche Ursachen von Spätfolgen
Sowohl Operationen als auch eine Chemotherapie mit bestimmten Medikamenten oder eine Strahlentherapie können zu Spätfolgen an Organen führen, die bei der Fortpflanzung eine Rolle spielen. Dazu zählen sowohl die Geschlechtsorgane selbst als auch deren übergeordnete Schaltzentren im Gehirn.
Mädchen wie Jungen können davon betroffen sein. Denn bei beiden Geschlechtern kann die Krebsbehandlung möglicherweise die Keimdrüsen (Gonaden), also die Eierstöcke und die Hoden, schädigen und somit die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Erhöht ist dieses Risiko insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die im Rahmen der Therapie eine Hochdosis-Chemotherapie und eine Stammzelltransplantation erhalten haben.
Darüber hinaus können die übergeordneten Schaltzentralen der Keimdrüsen, der Hypothalamus und die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), geschädigt werden. Auch dies kann zur Folge haben, dass die Fruchtbarkeit beeinträchtigt ist. Der Hauptrisikofaktor für eine solche Schädigung ist die Schädelbestrahlung. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass die Hormone der übergeordneten Schaltzentralen bei Kinderwunsch ersetzt werden können (siehe Informationen zur Hormonersatztherapie in den Kapiteln „Mädchen und Frauen“ beziehungsweise „Jungen und Männer“).
Wie es genau zu unerwünschten Spätfolgen für die Fruchtbarkeit kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zu diesen gehört beispielsweise das Alter eines Kindes oder Jugendlichen zu Beginn der Behandlung, die Art der Erkrankung sowie die Therapieform und -intensität.
Operationen
Die erfolgreiche Behandlung bestimmter Krebserkrankungen erfordert oft einen oder mehrere chirurgische Eingriffe, beispielsweise um einen Tumor zu entfernen oder auch um Tumorgewebe für nachfolgende Untersuchungen zu gewinnen. Allerdings geht jede Operation mit Risiken einher. So können beispielsweise chirurgische Eingriffe im Bereich des unteren Bauchraums, Beckens, des unteren Rückenmarks oder des Gehirns (Hirnanhangsdrüse) sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen unerwünscht zu Schädigungen der Fortpflanzungsorgane und in der Folge zu Unfruchtbarkeit führen. Bisweilen kann im Rahmen einer Krebsbehandlung auch die Entfernung eines Eierstocks (Ovar) oder beider Eierstöcke beziehungsweise eines oder beider Hoden erforderlich sein.
Chemotherapie
Bestimmte Medikamente, die bei der Chemotherapie eingesetzt werden, können sowohl die Keimzellen (Eizellen, Samenzellen) als auch deren Vorstufen zerstören. Das Risiko einer Fruchtbarkeitsstörung ist besonders groß nach einer Chemotherapie mit platinhaltigen Substanzen (Cisplatin, Carboplatin) und/oder Alkylantien. Zu letzteren gehören unter anderem Ifosfamid, Cyclophosphamid, Busulfan, Melphalan, Procarbazin, Dacarbazin, Lomustin (CCNU), Temozolomid, Thiotepa, Treosulfan und Trofosfamid. Aber auch andere Zytostatika (wie Etoposid) können, vor allem in hoher Dosierung, fruchtbarkeitsschädigend sein.
Generell steigt das Risiko einer Schädigung der Keimdrüsen mit der Dosis der eingesetzten Medikamente. Eine Hochdosis-Chemotherapie, wie sie im Rahmen einer Stammzelltransplantation erfolgt, ist daher in der Regel mit einem höheren Risiko einer langfristigen oder gar dauerhaften Fruchtbarkeitsstörung verbunden als eine Standard-Chemotherapie. Weitere Informationen zu den Risiken einer Fruchtbarkeitsschädigung durch verschiedene Zytostatika erhalten Sie auf den Folgeseiten (siehe "Situation bei Mädchen / Frauen" beziehungsweise "Situation bei Jungen / Männern").
Strahlentherapie
Durch eine Strahlentherapie können, neben den Krebszellen, gesunde Zellen zerstört werden, wenn sie im Strahlenfeld liegen. Bei einer Bestrahlung im Bereich des Beckens oder des unteren Rückenmarks können die Keimdrüsen und somit die Keimzellen unmittelbar betroffen sein. Auch die in den Keimdrüsen stattfindende Bildung von Sexualhormonen (wie Östrogen, Testosteron) kann gestört sein. Als kritisch für Fruchtbarkeit und Hormonbildung gelten bei Mädchen Strahlendosen ab etwa 10 Gray (Gy). Bei Jungen kann die Fruchtbarkeit ab 4 Gy gestört sein, während die Hormonproduktion wesentlich weniger anfällig ist (ab circa 20 Gy) [LAN2025] [REI2013b] [WAS2014].
Eine Bestrahlung im Kopfbereich wiederum kann, in Abhängigkeit von der Strahlendosis, den Hypothalamus und/oder die Hypophyse schädigen und somit indirekt auf die Keimdrüsen einwirken, denn deren Funktion ist von den Geschlechtshormonen der Gehirndrüsen abhängt. Die Hypophyse beispielsweise ist für die Ausschüttung von zwei Geschlechtshormonen (LH und FSH) zuständig, die in den Eierstöcken die Eizellreifung und in den Hoden die Spermienentwicklung stimulieren (weitere Informationen zum Regelkreis der Sexualhormone siehe Kapitel zu Mädchen/Frauen und Jungen/Männern). Eine beeinträchtigte Hormonfreisetzung durch die Hypophyse führt zu einem gestörten Hormonhaushalt und kann dadurch auch Funktionsstörungen der Gonaden zur Folge haben. Ein besonders hohes Risiko besteht bei Strahlendosen ab etwa 30 Gray [GRE2009] [KOU2013] [PFI2014].
Ein erhöhtes Risiko für Fruchtbarkeitsstörungen besteht außerdem dann, wenn im Rahmen einer Stammzelltransplantation eine Ganzkörperbestrahlung erforderlich ist. Auch in diesem Fall wird die kritische Strahlendosis von etwa 10 Gray bei Mädchen und etwa 4 Gray bei Jungen in der Regel überschritten [BOR2012] [WAS2014].
Die behandlungsbedingten Spätfolgen für die Fruchtbarkeit sowie vorbeugende Maßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten sind bei Mädchen und Jungen unterschiedlich. Sie werden daher getrennt voneinander noch einmal ausführlicher in den entsprechenden Kapiteln (siehe unten).
Neuere Therapiemethoden (Immuntherapie)
Derzeit ist es aufgrund der unzureichenden Datenlage noch nicht möglich, die Auswirkung neuerer, zielgerichteter Therapiemethoden (zum Beispiel eine Behandlung mit Antikörpern, Proteinkinase-Inhibitoren, Checkpoint-Inhibitoren) einzuschätzen. Die Inhalte dieser Patienteninformation beschränken sich daher im Folgenden auf die bisherigen Standard-Therapieverfahren.
Risikofaktoren auf einen Blick
Wie hoch das Risiko für eine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit als Folge der Krebstherapie ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Generell besteht ein erhöhtes Risiko:
- bei Krebserkrankungen der Keimdrüsen oder Tumoren im Bereich der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse)
- bei Beginn einer Krebstherapie nach Pubertätseintritt
- bei einer Chemotherapie mit folgenden Zytostatika: Cisplatin, Carboplatin, Ifosfamid, Cyclophosphamid, Busulfan, Melphalan, Procarbazin, Dacarbazin, Lomustin (CCNU), Temozolomid, Thiotepa, Treosulfan, Trofosfamid, Etoposid
- bei einer hohen Dosierung dieser Zytostatika
- bei einer Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender Stammzelltransplantation
- bei einer Ganzkörperbestrahlung (zum Beispiel zur Vorbereitung einer Stammzelltransplantation)
- bei einer Bestrahlung im Bereich des Beckens, des unteren Rückenmarks und/oder des Gehirns (mit Hypothalamus, Hirnanhangsdrüse)
- bei Operationen im Bereich des Bauch- oder Beckenraums, des unteren Rückenmarks sowie im Gehirn (Hypothalamus, Hirnanhangsdrüse);
- bei einer Operation mit Entfernung der Keimdrüsen (ein oder beide Eierstöcke bzw. Hoden) oder der Vorsteherdrüse (Prostata)
Da Jungen und Mädchen zum Teil unterschiedlich empfindlich auf verschiedene Chemo- und Strahlentherapiedosen reagieren, erhalten Sie detailliertere risikobezogene Angaben in den jeweiligen Kapiteln für weibliche und männliche Patienten.
Bei welchen Krebserkrankungen kann es therapiebedingt zu Spätfolgen für die Fruchtbarkeit kommen?
Patienten, die im Rahmen ihrer Krebsbehandlung entweder eine Chemotherapie mit einem oder mehreren der oben genannten Medikamente, eine Strahlentherapie im Bereich des Beckens oder Schädels, eine Stammzelltransplantation (SZT) mit vorausgehender Hochdosis-Chemotherapie und eventuell Ganzkörperbestrahlung oder eine Kombination dieser Therapien erhalten, müssen vorübergehend oder dauerhaft mit einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit rechnen. Dies gilt auch für Patienten, bei denen eine Operation im Beckenraum sowie im Gehirn oder im Bereich des unteren Rückenmarks durchgeführt wird.
Die erwähnten Therapiemethoden können, je nach Krankheitssituation, zum Beispiel bei den im Folgenden genannten Krebserkrankungen zur Anwendung kommen. Das Risiko für eine Fruchtbarkeitsbeeinträchtigung (gering, mittel, hoch) hängt von der jeweils eingesetzten Therapiestrategie ab, die sich wiederum nach dem vorliegenden Tumortyp und der Therapie-/Risikogruppe richtet, der der Patient zugeordnet wird. Anmerkung: Die eventuelle Notwendigkeit einer Schädelbestrahlung mit kritischer Dosis (siehe oben) bleibt im Folgenden aufgrund der Möglichkeit einer Hormonersatztherapie unberücksichtigt.
- akute lymphoblastische Leukämie: Chemotherapie mit Alkylantien wie Cyclophosphamid, Ifosfamid (geringes Risiko); bei SZT auch Hochdosis-Chemotherapie und gegebenenfalls Ganzkörperbestrahlung (hohes Risiko)
- akute myeloische Leukämie: Chemotherapie mit Alkylantien wie Cyclophosphamid (geringes Risiko); bei SZT auch Hochdosis-Chemotherapie und gegebenenfalls Ganzkörperbestrahlung (hohes Risiko)
- Hodgkin-Lymphom: Chemotherapie mit Alkylantien wie Cyclophosphamid, Procarbazin und Dacarbazin (geringes bis mittleres Risiko); bei Bestrahlung der Becken- und/oder Leistenregion (hohes Risiko); Ifosfamid bei Rezidiv (mittleres Risiko); bei SZT auch Hochdosis-Chemotherapie (hohes Risiko)
- Non-Hodgkin-Lymphom: Chemotherapie mit Alkylantien wie Ifosfamid und Cyclophosphamid (geringes Risiko); Hodenbestrahlung bei Befall des Hodens (hohes Risiko); bei SZT auch Hochdosis-Chemotherapie und gegebenenfalls Ganzkörperbestrahlung (hohes Risiko)
- ZNS-Tumoren Chemotherapie mit Cisplatin und Carboplatin sowie Alkylantien wie Cyclophosphamid, Ifosfamid, Lomustin, Temozolomid, abhängig von Tumorart und Risikogruppe (geringes bis mittleres Risiko); Operationen und/oder Bestrahlungen im Bereich von Hypothalamus, Hirnanhangsdrüse und/oder Rückenmark (hohes Risiko, jedoch Hormonersatztherapie möglich, sofern die Gonaden nicht betroffen sind)
- Osteosarkom: Chemotherapie mit Cisplatin und Carboplatin sowie Alkylantien wie Ifosfamid (geringes bis mittleres Risiko)
- Ewing-Sarkom: Chemotherapie mit Cisplatin und Carboplatin sowie Alkylantien wie Ifosfamid und Cyclophosphamid (mittleres Risiko); Strahlentherapie im Beckenbereich (hohes Risiko)
- Weichgewebesarkome und Weichgewebetumoren: Chemotherapie mit Carboplatin und Ifosfamid, abhängig von Risikogruppe und Tumorart (geringes bis mittleres Risiko); Eierstockentfernung und andere Operationen und/oder Strahlentherapie im Bereich des Beckens (hohes Risiko)
- Neuroblastom: Chemotherapie mit Carboplatin und Cisplatin, Etoposid und Alkylantien wie Ifosfamid, Dacarbazin und Cyclophosphamid (geringes Risiko); Megatherapie mit Melphalan, Carboplatin und Etoposid (mittleres Risiko); Operationen und/oder Strahlentherapie im Bereich des Beckens (hohes Risiko)
- Wilms-Tumor: Chemotherapie mit Carboplatin, Cyclophosphamid und Etoposid bei besonders bösartigen Tumoren und fortgeschrittenen Krankheitsstadien (geringes bis mittleres Risiko); Operationen und/oder Bestrahlungen im Bereich des Beckens (hohes Risiko)
- Keimzelltumoren: Chemotherapie mit Etoposid, Platinsubstanzen wie Cisplatin und Alkylantien wie Ifosfamid (geringes Risiko); Operationen im Bereich des Beckens und/oder ZNS (hohes Risiko, im letzteren Fall jedoch Möglichkeit der Hormonersatztherapie)
- Hepatoblastom: Chemotherapie mit Platinsubstanzen wie Cisplatin und Carboplatin und Alkylantien wie Ifosfamid (geringes bis mittleres Risiko); Operationen im Bereich des Beckens (hohes Risiko)
Gut zu wissen: Eine Liste der Therapieprotokolle, die bei den einzelnen Erkrankungen zur Anwendung kommen können, finden Sie, mit Angaben zum Risiko einer Fruchtbarkeitsschädigung, in der Leitlinie „Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen“ [DIT2017] sowie in den auf dieser Seite angebotenen Informationsbroschüren ("Luzie möchte einmal Mutter werden" / "Micha möchte einmal Vater werden").
Aber: Jeder Patient wird individuell behandelt. Das heißt, dass nicht bei jedem Patienten oder jeder Patientin die erwähnten Medikamente eingesetzt werden oder eine der genannten Bestrahlungen oder Operationen erfolgt. Die Art einer Krebstherapie richtet sich grundsätzlich nach Typ, Stadium und Verlauf der Erkrankung und/oder der Lage eines Tumors. Auch führt nicht jede derartige Behandlung unausweichlich zu (den genannten) Spätfolgen. Die Höhe der Medikamenten- und/oder Strahlendosis spielt dabei eine entscheidende Rolle. Auch das Alter des Patienten sowie die persönliche Konstitution und Veranlagung können von Bedeutung sein.
Anmerkung:
Die Informationen sind vor allem auf der Grundlage der unten angegebenen Basisliteratur erstellt worden. Weitere Literaturquellen werden im Text genannt, insbesondere zur Belegung von Zahlenangaben.
PDF-Datei der Patienteninformation zum Thema "Spätfolgen für die Fruchtbarkeit" (947KB)
Autor: Maria Yiallouros
Stand 05.08.2025
Basisliteratur 
- Gebauer J, Langer T et al.: S2k-Leitlinie "Langzeit-Nachsorge von krebskranken Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen – Vermeiden, Erkennen und Behandeln von Spätfolgen". AWMF online 2025 [URI: https://register.awmf.org/ assets/ guidelines/ 025-003l_S2k_Langzeit-Nachsorge-krebskranke-Kinder-Jugendliche%E2%80%93Vermeiden-Erkennen-Behandeln-Spaetfolgen_2025-05.pdf]
- Hauffa BP, Simic-Schleicher G, Schnabel D: Pubertas tarda und Hypogonadismus. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und- diabetologie (DGKED) AWMF online 2021 [URI: https://register.awmf.org/ de/ leitlinien/ detail/ 174-022]
- Langer T, Zolk O, Beck, J-D: Langzeitnachbeobachtung, Spätfolgen, in: Niemeyer C, Eggert A (Hrsg.): Pädiatrische Hämatologie und Onkologie. Springer-Verlag GmbH Deutschland 2. vollständig überarbeitete Auflage 2018, 235 [ISBN: 978-3-662-43685-1]
- Dittrich R, Kliesch S, Schüring A: Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen - Leitlinienprogramm der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG, OEGGG, SGGG). AWMFonline S2k-Leitlinie 015/082, 2017 [URI: https://www.awmf.org/ uploads/ tx_szleitlinien/ 015-082l_S2k_Fertilitaetserhaltung-bei-onkologischen-Therapien_2017-12-verlaengert.pdf]
- Reinmuth S, Hohmann C, Rendtorff R, Balcerek M, Holzhausen S, Müller A, Henze G, Keil T, Borgmann-Staudt A: Impact of chemotherapy and radiotherapy in childhood on fertility in adulthood: the FeCt-survey of childhood cancer survivors in Germany. Journal of cancer research and clinical oncology 2013, 139: 2071 [PMID: 24085598]
- Balcerek M, Reinmuth S, Hohmann C, Keil T, Borgmann-Staudt A: Verdacht auf Infertilität nach Leukämien und soliden Tumoren im Kindes- und Jugendalter. Dtsch Arztebl 2012, 109 [URI: http://www.aerzteblatt.de/ archiv/ 122179/ Verdacht-auf-Infertilitaet-nach-Leukaemien-und-soliden-Tumoren-im-Kindes-und-Jugendalter]
- Brämswig J, Dübbers A: Störungen der Pubertätsentwicklung. Deutsches Ärzteblatt Jg. 1ß06, Heft 17, 2009 [URI: https://www.aerzteblatt.de/ pdf/ 106/ 17/ m295.pdf?ts=25.08.2009+15%3A17%3A58]



