Vorbeugung und Linderung von Übelkeit und Erbrechen
Autor: Maria Yiallouros, Dr. med. habil. Gesche Tallen, Redaktion: Maria Yiallouros, Freigabe: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Günter Henze, Zuletzt geändert: 14.05.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e67782
Chemotherapie und Strahlentherapie können Übelkeit und Erbrechen auslösen. Wie heftig, wie lange und wie oft diese Nebenwirkungen auftreten, hängt von der Art der eingesetzten Zytostatika und ihrer Dosierung beziehungsweise der Dosierung der Strahlentherapie ab.
Die verschiedenen Zytostatika sind unterschiedlich "emetogen", das heißt, sie haben ein unterschiedliches Potenzial, Erbrechen auszulösen. So ist beispielsweise das Medikament Cyclophosphamid in der Regel stärker emetogen als die Medikamente Methotrexat, Vincristin oder 6-Mercaptopurin. Auch reagiert jeder Patient anders auf ein bestimmtes Medikament. Häufig treten Übelkeit und Erbrechen etwa vier Stunden nach Zytostatikagabe auf.
Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Übelkeit und Erbrechen spielt die Substanz Serotonin. Es handelt sich dabei um einen körpereigenen Botenstoff, der in den Zellen des Magen-Darm-Traktes vorkommt, und, wenn er freigesetzt wird, das Brechzentrum im Gehirn aktiviert. Dies geschieht zum Beispiel dann, wenn eine Infektion des Magen-Darm-Traktes vorliegt. Übelkeit und Erbrechen sorgen in diesem Fall dafür, dass schädliche Krankheitserreger oder Giftstoffe schnellstmöglich wieder aus dem Körper ausgeschieden werden. Bei einer Chemotherapie wird Serotonin freigesetzt, weil die Zytostatika die Zellen des Magen-Darm-Traktes schädigen.
Besonders bei älteren Kindern und bei Jugendlichen kann auch allein die Erinnerung an frühere Übelkeit und die Angst vor dieser Nebenwirkung wieder Übelkeit verursachen. Man spricht in diesem Fall von "antizipatorischem Erbrechen".
Gut zu wissen: Zur Behandlung der therapiebedingten Übelkeit gibt es inzwischen wirksame Medikamente, so genannte Antiemetika, die den Brechreiz fast vollständig unterdrücken beziehungsweise seiner Entstehung vorbeugen.
Es handelt sich dabei in erster Linie um Gegenspieler des Serotonins, so genannte Serotoninantagonisten (zum Beispiel das Medikament Ondansetron). Sie verhindern die Aktivierung des Brechzentrums, indem sie den Botenstoff Serotonin als Vermittler ausschalten oder seine Andockstellen im Gehirn blockieren.
Die Antiemetika-Behandlung beginnt bereits einige Stunden oder Tage vor der Zytostatikagabe und wird auch nach der Behandlung noch für eine gewisse Zeit fortgeführt, da einige Medikamente zu Erbrechen nach Abschluss der Behandlung führen können.