Welche Impfempfehlungen gibt es?
Impfempfehlungen für Kinder und Jugendliche mit einer Krebserkrankung sowie für Kontaktpersonen während und/oder im Anschluss an die Krebstherapie
Autor: Maria Yiallouros, Dr. med. habil. Gesche Tallen, Zuletzt geändert: 23.04.2024 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e216969
Inhaltsverzeichnis
Impfungen sollten während der Krebsbehandlung aufgrund der Infektanfälligkeit der Patienten nur nach Rücksprache mit dem Behandlungsteam durchgeführt werden. Mit der Wiederaufnahme von Impfungen nach Abschluss der Behandlung (Chemotherapie und/oder Stammzelltransplantation mit vorausgehender Konditionierungsbehandlung) sollte noch einige Zeit gewartet werden, um den Patienten nicht zu gefährden. Wichtig ist auch, dass Menschen, die mit dem Patienten während oder kurz nach der Behandlung in Kontakt kommen, einen vollständigen Impfschutz haben.
Impfen von Kontaktpersonen
Angehörige und andere Kontaktpersonen des immungeschwächten Patienten sollten vollständig gemäß den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft sein. Besonders wichtig ist der vollständige Schutz gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken-Viren (Varizellen), denn eine Infektion mit einem dieser Krankheitserreger kann für den Patienten lebensbedrohlich sein. Hat der Patient beispielsweise bisher noch keine Windpocken-Infektion gehabt, wird empfohlen, dass sich Familienmitglieder, die ebenfalls noch nicht erkrankt waren, gegen Windpocken impfen lassen. Weiterführende Informationen zu möglichen Infektionen während einer Krebserkrankung/-therapie, deren Vorbeugung und Behandlung finden Sie in unserem im Kapitel "Supportivtherapie".
Impfen des Patienten nach Therapieabschluss
Der Zeitpunkt der Impfung nach Abschluss einer Krebsbehandlung sollte so gewählt sein, dass einerseits der Immunschutz so frühzeitig wie möglich wiederhergestellt wird, andererseits die Impfung sicher und erfolgreich verläuft. Letzteres ist erst dann gegeben, wenn sich die durch die Therapie beeinträchtigten Immunzellen wieder erholt haben, so dass eine gute Immunantwort im Rahmen der Impfung erzielt werden kann. Der jeweils geeignete Zeitpunkt einer Impfung hängt somit von der Art der Behandlung und vom Gesundheitszustand des Patienten ab. Eine wesentliche Rolle spielt auch die Art des einzusetzenden Impfstoffes: Es gibt Totimpfstoffe, die aus abgetöteten, nicht mehr vermehrungsfähigen Krankheitserregern bestehen, und Lebendimpfstoffe aus noch vermehrungsfähigen, aber abgeschwächten Erregern.
Die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH), die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Hämatologie und Infektiologie (DGPI) und die Ständige Impfkommission (STIKO) sprechen sich – je nach Art der durchgeführten Behandlung und dem zu verabreichenden Impfstofftyp – für die folgende Impfempfehlungen aus:
- Nach einer Standard-Chemotherapie wird für Impfungen mit Totimpfstoffen derzeit eine Wartezeit von drei bis sechs Monaten, für Impfungen mit Lebendimpfstoffen eine Wartezeit von mindestens sechs Monaten empfohlen.
- Nach einer Stammzelltransplantation (autolog und allogen) soll eine Impfung mit Totimpfstoffen frühestens sechs Monate nach Behandlung, eine Impfung mit Lebendimpfstoffen frühestens 24 Monate nach Behandlung erfolgen. Nach autologer Stammzelltransplantation werden Lebendimpfstoffe in der klinischen Praxis zum Teil früher eingesetzt. Genauere Informationen zur Impfung nach Stammzelltransplantation können Sie direkt vom Transplantationsteam einholen.
- Nach Behandlung mit neuen Substanzgruppen (wie Antikörpern, Tyrosinkinasehemmern oder Checkpoint-Inhibitoren) gelten spezifische Empfehlungen.
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO)
In den folgenden Veröffentlichungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut Berlin können Sie sich über die aktuellen Impfempfehlungen in der Kinderkrebsheilkunde und allgemein zum Thema Impfung informieren. Die Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen – siehe Publikationen 1 und 2 – wurden von einer von der STIKO benannten interdisziplinären Expertengruppe unter Mitwirkung von STIKO-Mitgliedern erarbeitet.
Bundesgesundheitsblatt 2017, 60: 674-684
Quelle: Bundesgesundheitsblatt 2020: 63: 588-644
Weitere Informationsquellen
Literaturempfehlung
- Ifversen M, Meisel R, Sedlacek P, Kalwak K, Sisinni L, Hutt D, Lehrnbecher T, Balduzzi A, Diesch T, Jarisch A, Güngör T, Stein J, Yaniv I, Bonig H, Kuhlen M, Ansari M, Nava T, Dalle JH, Diaz-de-Heredia C, Trigoso E, Falkenberg U, Hartmann M, Deiana M, Canesi M, Broggi C, Bertaina A, Gibson B, Krivan G, Vettenranta K, Matic T, Buechner J, Lawitschka A, Peters C, Yesilipek A, Yalçin K, Lucchini G, Bakhtiar S, Turkiewicz D, Niinimäki R, Wachowiak J, Cesaro S, Dalissier A, Corbacioglu S, Willasch AM, Bader P: Supportive Care During Pediatric Hematopoietic Stem Cell Transplantation: Prevention of Infections. A Report From Workshops on Supportive Care of the Paediatric Diseases Working Party (PDWP) of the European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT). Frontiers in pediatrics 2021, 9: 705179 [PMID: 34395344]