Hormonstörungen (Endokrinopathien)
Autor: Dr. med. Gesche Riabowol (geb. Tallen), Redaktion: Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 05.09.2025 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e165746
Die Ausprägung und der Verlauf von Hormonstörungen nach Erkrankung an einem ZNS-Tumor im Kindes- oder Jugendalter sind vor allem mit der Art des Tumors und seiner anatomischen Lage im Zentralnervensystem (ZNS) verbunden. Darüber hinaus hängen sie entscheidend von den jeweiligen Behandlungen (Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie) ab.
Die möglichen Spätfolgen können jede Hormonfunktion betreffen. Bei ehemaligen Patienten mit ZNS-Tumor im Kindes- oder Jugendalter kommt es später in erster Linie zu Störungen der Hormonproduktion im Zwischenhirn, das heißt der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und des Hypothalamus. Die Folge davon sind:
- Wachstumsstörungen
- Störungen des Knochenstoffwechsels
- Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Störungen der Nebenschilddrüsenfunktion
- Störungen der Nebennierenrindenfunktion
- Störungen von Pubertätsentwicklung und Fruchtbarkeit
- Übergewicht
- Störungen des Zuckerstoffwechsels
- Störungen des Fettstoffwechsels
Aktuelle Untersuchungen im Rahmen verschiedener Spätfolgeninitiativen (siehe Kapitel zu Initiativen und Forschungsprojekten) haben gezeigt, dass auch noch 30 Jahre nach einer Krebstherapie im Kindes- oder Jugendalter Hormonstörungen auftreten können. Das bedeutet, dass diese Störungen die Gesundheit und Lebensqualität der ehemaligen Patienten nicht nur während besonders empfindlicher Lebensphasen (zum Beispiel Wachstum, Pubertätsentwicklung), sondern auch im späteren Leben beeinträchtigen können.
Wichtig: An der Langzeitnachsorge für ehemalige ZNS-Tumorpatienten sollte immer auch ein Hormonspezialist beteiligt sein.
Anmerkung: Im Folgenden werden die einzelnen Spätfolgen, die ein ZNS-Tumor und dessen Behandlung im Kindes- oder Jugendalter im Hormonsystem verursachen können, erläutert. Dabei werden, jeweils bezogen auf die entsprechende Hormonstörung, auch die notwendigen zugehörigen Nachsorgeuntersuchungen beschrieben.
Das bedeutet aber nicht, dass ein Überlebender zur Früherkennung oder Behandlung jeder einzelnen möglichen Hormonstörung jeweils einen eigenen Termin in der Hormonsprechstunde wahrnehmen muss. In der Regel werden die Zeitpunkte verschiedener Blutentnahmen, Hormontestungen und anderer Untersuchungen vom nachsorgenden Arzt so koordiniert, dass auf viele Aspekte im Rahmen eines Besuchs gleichzeitig eingegangen werden kann.
Basisliteratur 
- Gebauer J, Langer T et al.: S2k-Leitlinie "Langzeit-Nachsorge von krebskranken Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen – Vermeiden, Erkennen und Behandeln von Spätfolgen". AWMF online 2025 [URI: https://register.awmf.org/ assets/ guidelines/ 025-003l_S2k_Langzeit-Nachsorge-krebskranke-Kinder-Jugendliche%E2%80%93Vermeiden-Erkennen-Behandeln-Spaetfolgen_2025-05.pdf]
- Dittrich R, Kliesch S, Schüring A: Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen - Leitlinienprogramm der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG, OEGGG, SGGG). AWMFonline S2k-Leitlinie 015/082, 2017 [URI: https://www.awmf.org/ uploads/ tx_szleitlinien/ 015-082l_S2k_Fertilitaetserhaltung-bei-onkologischen-Therapien_2017-12-verlaengert.pdf]
